8. April 2009

Doris und ihr Herr Maier

Herr Maier steht immer, pünktlich um 17Uhr, an der kleinen Bushaltestelle vorm Rathaus. Jeden Tag, nach der Arbeit, sehe ich ihn dort. Zufällig habe ich irgendwann dann mitbekommen, dass Herr Maier- Herr Maier heißt. Mit A und I, das ist ihm sehr wichtig. Ich glaube, nur deshalb kann ich es mir merken. Herr Maier wirkt schon sehr alt. Vielleicht ist er schon über 80Jahre alt. Kann auch sein, dass er ein kleinwenig jünger ist. Ich jedenfalls, habe das Gefühl, dass er schon über 80Jahre ist. Er trägt meistens einen alten grauen Anzug. An den Ellbogen ist er etwas abgenutzt. Ein weißes Hemd und eine Krawatte. Dunkelblau. Oder grau. Und einen Hut- den trägt er auch immer.Ob im Sommer- oder Winter. Wenn er jemanden kennt, dann ja dann, hebt er den Hut ein kleinwenig und sagt freundlich: "Guten Tag. Ist es nicht schön heute? Hatten sie einen angenehmen Tag?" Dann reicht er die Hand. Ich würde ihm auch gern mal die Hand geben, aber mich kennt er ja nicht. Ich würde auch mal gern wissen, was Herr Maier den ganzen Tag in der Stadt macht. Warum er immer um 17Uhr den Bus nimmt und wohin er dann fährt. Herr Maier könnte bestimmt viele großartige Geschichten erzählen, da bin ich mir sicher. 
Am Freitag stand er wieder da. Neben ihm stand eine große dunkelblaue Stofftasche. Im vorbei gehen schaute ich flüchtig hinein. Denn, eine Stofftasche hatte er noch nie dabei. Ne. Nie.
Ich erhaschte den Blick auf ein Kuchenpaket. Die Tasche stand im Schatten. Eine ältere,füllige Dame im leichten Frühlingsmantel und Blümchenkleid kam an uns vorbei. "Guten Tag Herr Maier! Schönes Wetter haben sie bestellt." Herr Maier hob kurz seinen Hut. "Guten Tag. Ist es nicht schön heute? Hatten sie einen angenehmen Tag?"  Dann reichte er ihr die Hand. "Ja, danke der Nachfrage, "die Dame beugte sich etwas über seine Tasche. " Torte? Gibt es etwas bei ihnen zu feiern?" Herr Maier blickte etwas betreten zu Boden und ich auch- denn eigentlich wollte ich dem Gespräch nicht lauschen. " Meine Doris", seine Stimme wurde etwas leiser, " meine Doris hat heute Geburtstag. Schwarzwälder konnte sie wie eine Meisterin backen. Die beste Torte in der Stadt. Ich glaube, nach einen Stück Torte habe ich mich damals auch in sie verliebt. Sie trug ein blaues Sommerkleid und hatte geflochtene Zöpfe. Sie war bildhübsch. Das schönste Mädchen der Stadt.Ja, das war meine Doris." Er zog aus seiner Tasche ein gebügeltes Taschentuch heraus und putzte verlegen seine Nase. "Oh, und heute haben sie ihrer Doris und sich ein Stück Torte mitgenommen? Das ist aber lieb von ihnen." Er nickte. "Für mich ein Stück Schwarzwälder und für meine Doris ein Stück Marzipan-Sahne. Liebt sie nämlich sehr." Die füllige Dame reichte ihm die Hand, ihr Bus kam. Sie verabschiedeten sich und schon saß sie im Bus. Nun stand Herr Maier allein da. "Er nahm den Stoffbeutel in die Hand und dann fuhr auch sein Bus vor.Ausnahmsweise einmal vor meiner Linie. Das Kleingeld, für den Fahrschein hatte er passend in der Jackentasche. "Einmal bis zum Friedhof", sagte er leise und legte 1,50 € auf die Ablage. Danach setzte er sich und rauschte an mir vorbei.

4 Kommentare:

  1. Traurig. Und rührend. Schöne Geschichte.

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  2. Bittersüß. Richtig großartige Geschichte.

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  3. ich mag keine traurigen geschichten =(

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  4. Für genau solche Geschichten liebe ich dich ja. Also deine Seite. Weißt schon. :)

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