24. Februar 2008

Glückspunkte mal leise

Ich stand in einer kleinen Seitenstraße in Paderborn.Niemand war zu sehen. Einbahnstraße reiht sich dort an Einbahnstraße und so schlängelte sich qualvoll ein Fahrschulwagen durch die Gassen. In einem Haus wohnten meine Großeltern.Damals. Erste Etage. Ich schaute kurz, fast heimlich, auf die Klingel. Ein südländischer Name war kritzelig dort vermerkt. Daneben stand mit Edding "Cannabispower". Vorsichtig berührte ich die Tür.Leicht,fast sanft.Gern hätte ich geklingelt und auf das vertraute Summen des Türöffners gewartet. Indem Moment öffnete sich die Tür und ein Mann eilte an mir vorbei. Schnell hielt ich die Tür auf und ging leise hinein. Immernoch der vertraute Geruch. Die blassgelben Stufen und die hohen Decken. Ich ging die erste Treppe hinauf und setze mich auf die oberste Stufe. Im Haus war es ganz leise.
Niemand der mich freudig erwartete. Niemand der mich begrüßte und mir die Hand reichte. Niemand zu dem ich mich aufs Sofa setzen durfte. Nur die kalten Treppenstufen und meine Gedanken. Ich stand oft mit meiner Oma im Treppenhaus. Dann strich sie durch mein Haar und zählte meine "Glückspunkte" im Gesicht. Weiß ja jedes Baby, dass das keine Muttermale oder Sommersprossen sind. Sind halte Glückspunkte. Das ist einfach so.Ende. Aus. Ich sah an der Tür ein altes Pappschild. Handgeschrieben."Tür bitte leise schließen." Zwei rostige Heftzwecken hat mein Opa damals in die Tür gesteckt. "Die knallen in der Nacht die Tür immer so. Das muss ja nicht sein." Seitdem schließe ich immer, jede Tür ganz leise. " Hey, sie da. Was machen sie denn da? Warten sie auf jemanden?" Eine Frau mit bunter Kittelschürze sah mich vorwurfsvoll an und ihre Lockenwickler drehten sich fast wütend ineinander. "Was machen sie hier? Sie können hier nicht einfach so sitzen. Zu wem möchten sie? Antworten sie mir. Los." Zögerlich schüttelte ich den Kopf. "Ich möchte zu niemanden mehr. Auf Wiedersehen." Langsam stand ich auf, ging die Treppe hinunter und schloss leise hinter mir die Tür.

6 Kommentare:

  1. Och Mia, traurig im Herzen...was du was das ist?
    Traurigkeit ist ein Dieb, ein Schuft...jemand der dir die freunde nimmt und jedesmal stiehlt er dein lächeln...alles dreht sich weiter alles vergehtaber was ich in mir behalte sind die schöne dinge...u das mit den Glückspunkte ist ein traumhaft schöner gedanke

    drück dich unverschämterweise mal lieb....

    Magnatus

    AntwortenLöschen
  2. Ab und zu muss man zurück an Plätze wo man früher gerne war. Das bringt schöne Gefühle in Erinnerung

    AntwortenLöschen
  3. Heiraten? Jemand sollte auf dich aufpassen.

    AntwortenLöschen
  4. ...traurige Sache das, aber die Glückspunkte bleiben dir ja erhalten...

    AntwortenLöschen
  5. Die Freude und die schönen Momente wirst du dort nicht mehr finden. In deiner Erinnerung und an einem anderen Ort sind sie nun, denn wenn auch du eines Tages mal soweit bist dieses Leben zu verlassen wäre es schade drum an einen Ort zu kommen an dem dir dieses "Schöne" verwehrt bleibt weil du es zu Lebzeiten ununterbrochen genießen konntest... Kopf hoch :o)

    AntwortenLöschen
  6. @magnatus:Naja. Richtig traurig bin ich ja nicht. Manchmal fehlen mir meine Großeltern..aber so geht es wohl jedem. Ich erinner mich gern..schaue aber auch gern noch vorn. :)

    @günter:Genauso sehe ich es auch. :)

    @anonym: Ich kann das schon sehr gut. Danke.

    @kudman: Jaha. Die verschwinden nicht. Im Sommer kommen eher noch mehr dazu. ;)

    @Tomte:Erinnerungen sind immer kostbar. Immer gut drauf aufpassen. :)

    AntwortenLöschen