18. Oktober 2010

Wärm mich

Ich stehe so da. Einfach so. Es ist kalt. Zur Zeit ist jeder Morgen kalt. Leicht gefroren sind die Straßen. Auch meine Küchenscheiben, von außen, aber das ist ein anderes Thema.
Ich stehe also so da und starre auf die eisige Straße.
Sie glitzert. Das gefällt mir. Wenigstens etwas. Ansonsten mag ich die Kälte nicht. Sie zieht sich an mir hoch. Leise kriechend. Wenn sie es könnte, würde sie kichern. Kann sie aber nicht, zum Glück.
Menschen sehe ich um die Zeit noch nicht. Es ist kurz nach sieben. Autofahrer kurven an mir vorbei. Sonst ist es still. Frostig still.
Mir gefällt der Morgen. Ich muss nicht reden. Nicht lachen. Nicht einmal lächeln. Ich kann einfach nur dastehen und meine Gedanken um die verdammte Kälte kreisen lassen. Keine weiteren Sorgen.
Keine Gedanke übers Essen, die Entfernung zum Liebsten, über meinen Beruf oder über Freunde und Bekannte. Nur der Frost und ich.
Ich ziehe den Reißverschluss meiner Jacke höher und reibe meine Hände aneinander. Handschuhe brauche ich. Dringend.
Mir ist kalt. Ich hauche kleine Herzchen in die Luft. Ok, es sind nur kleine Klumpen- aber ich bilde mir Herzchen ein.
Und während ich so dastehe, ganz allein, sehe ich auf dem Boden einen kleinen Käfer. Leicht schillernd, schwarz, grün, regenbogen. Mittelhübsch. Er hebt leicht seine Beinchen.
"He, kleiner Käfer, krabbel weiter. Bring dich in Sicherheit, es ist viel, viel zu kalt.Kleine Käfer haben sich schon längst hübsche Verstecke gesucht. Los, du kleines Ding. Such dir einen Unterschlupf."
Ich hocke mich zu ihm.Will ich etwas näher sein. Ich hauche ihn kurz an und er schillert etwas hübscher.
" Los, Käferchen. Du schaffst es noch rechtzeitig."
Langsam strecke ich meine Hand aus. Will ihm aufhelfen. Ihn in die Hecke gegenüber setzen. Später wird die Sonne rauskommen. Dann kann er schnell weiterkrabbeln. Ich schmiede Pläne, für ihn. Hübsche Pläne. Zuckerrosarote.
Und während ich so Pläne schmiede merke ich gar nicht, dass er sich nicht mehr bewegt. Keins seiner Beinchen krabbelt noch. Er liegt einfach nur da. Erfroren. Die Kälte hat ihn besiegt. Leise.
Ich ziehe meine Hand wieder weg.
Dann stehe ich da. Einfach so.Es ist kalt. Zu kalt.

4 Kommentare:

  1. (Eigentlich ist es ja gar nicht so schlimm. Sowas passiert immer/überall/jeden Tag. Man schaut oft nur nicht hin)

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  2. Sowas ist mir vor kurzem mit einem Schmetterling passiert :(
    Ich hab ihn noch von der Straße aufgehoben und auf eine Blume gesetzt,aber da war's schon zu spät.
    Echt schade..

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  3. =((((((((((((((((((( heul heul

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