21. Dezember 2008

Geplatzte Träume. Peng.

Ja.Ich gebe es zu, manchmal lebe ich in einer zuckersüßen rosaroten Kaugummiblase. Mittendrin. Fern ab der Realität. Und dann- ja dann trifft mich die Realität so hart das mit einem lauten Knall meine kleine heile Welt zerplatzt. Peng.
"Wir müssen die Tür öffnen.Vielleicht ist etwas schreckliches passiert." Herr Meyer sah mich an und ich nickte stumm. Mein Magen grummelte leise. Eigentlich hatte ich meinen Tag anders geplant. Und nun stand ich hier. In einem Hochhäuser, in das man lieber nicht gehen möchte. Beschmierte Wände, schmutzige Treppenstufen. Geräusche aus der ein oder anderen Wohnung. Ich musste an Weihnachtslieder und Plätzchenduft denken. Herr Meyer werkelte an der Wohnungstür. Ich sah mich um. Die Wohnungstür gehörte zu der Wohnung von Sabine. Sabine ist 20Jahre alt und hat drei Kinder. Ab und an flammen Gerüchte auf, dass Sabine sich nicht gut um ihre Kinder kümmert. Herr Meyer fluchte leise. Sabine ist unscheinbar. Ihre älteste Tochter ist auch unscheinbar. Eine Woche habe ich sie nicht mehr gesehen. "So, Frau Niemand. Ich glaube, ich habe es geschafft." Mit einem triumphierenden Lächeln schob Herr Meyer vorsichtig die Tür auf. Er klopfte erneut und rief so laut, dass ich leicht zusammen zuckte. Der Flur war leer. Rechts standen vereinzelte Kisten und ein kleiner Karton. An den Wänden mussten einmal Bilder gehangen haben- man sah noch deutlich die Ränder an der Tapete. Getrocknete Rosen kräuselten sich auf dem Boden. "Ich glaube, hier ist niemand mehr. Sieht so aus, als ob sie ausgezogen sind." Herr Meyer betrat den Flur. "Kommen sie Frau Niemand.." Ich wagte einen Schritt in den Flur und konnte in die Küche sehen. Auf dem Tisch stand noch ein Teller und ein halbes Marmeladenbrot. Es war verschimmelt. Herr Meyer ging in die Küche und ich ein paar Schritte weiter in das Wohnzimmer. Ein Karton stand auf dem Boden. Ein Sofa mit Bettzeug in der linken Ecke. Und rechts stand ein Gitterbettchen. "Frau Niemand. Hier ist niemand mehr..kommen sie. Wir müssen nun schauen wo Sabine mit ihren Kindern hin ist...Frau Niemand?" Ich ging leise zum Gitterbettchen. Zwei Augen sahen mich an. Ich habe noch nie solche Kinderaugen gesehen. Noah streckte die kleinen Ärmchen aus. Sie hat ihn zurück gelassen. Einfach dagelassen wie einen Karton, schoss es mir durch den Kopf. Ich nahm ihn auf den Arm. Redete leise auf ihn ein. Drückte ihn fest an mich. Hielt seinen kleinen Kopf. Er wimmerte leise,ganz leise. "Frau Niemand...Ich habe einen Zettel gefunden...die Kinder sind bei ihrem ersten Mann..Ich werde ihn gleich anrufen.."
Ich konnte nicht antworten, Tränen tropften auf den kleinen Noah und er klammerte sich fest an mich. "Oh Gott..."Herr Meyer stand neben mir..und holte sein Handy heraus..dann ging alles ganz schnell und ich erinner mich nicht mehr an alles.
Ich weiß nur noch, dass ich mir meine zuckersüße rosarote Kaugummiblase zurück wünschte. Schnell ganz schnell.

10 Kommentare:

  1. Oh Mia! Oh, kleine Mia...

    Es gibt viele Gemeinheiten in der Welt und ganz fürchterliche Menschen, die ohne Skrupel schlimme Taten machen können - und nicht mal mit der Wimper zucken. Aber so eine Kaugummiblase, die zerplatzt ja auch hin und wieder. Man kann sie aber immer wieder neu machen, immer anders, mal kleiner, mal größer. Und manchmal, da braucht man gleich eine neue Masse, um wieder neue rosarote Blasen pusten zu können. Und bei den Menschen, da ist das genauso. Manchmal machen sie schlimme Sachen. Aber sie können sich ändern. Oder sie machen weiter schlimme Sachen - und irgendwo da draußen gibt es Niemandsleute, die umso besser, liebevoller und großartiger sind. Glaub weiter feste daran, denn alles ist wahr! :)

    Wie geht es Noah jetzt?

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  2. Kinder bedeuten große Verantwortung, mag sein das ich mich davor immer gedrückt habe, als Mann macht man sich das oft einfach zu leicht. Vielleicht hat Sabine auch Träume, mit drei Kindern wird es dann schwer sich diese zu erfüllen.

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  3. Bin ich der einzige der einfach nur denkt: Gott sei dank lebte er noch und Gott sei Dank war Mia da?...Whoa, schwere Kost :(

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  4. Der Arme kleine. Gut, dass ihr ihn gefunden habt und er noch lebte.

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  5. @tapedeck: Nein, mein erster Gedanke war ebenfalls "gut, dass er noch lebt!" Oh man, ich bin selbst Mutter und gerade mit Baby Nummer 2 schwanger. Es zerreißt mir as Herz so etwas lese zu müssen....

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  6. ...ich komme grad nixahnend an deinem Blog vorbei, war länger nicht da, will nur mal ein bisschen durchgucken...und dann: bei mir ist grade alles zugeschnürt und mein Herz geht ganz schnell. Das ist dir nicht wirklich passiert, oder? War es das Haus in dem du schonmal unter 'nem Tisch gekauert hast? Ich hab selber zwei Kinder und will mir eigentlich gar nicht vorstellen, dass es sowas wirklich gibt. Wie löst sich die Geschichte denn nun auf? War die Mutter nur Zigaretten holen und ist dann wiedergekommen? Was ist jetzt mit dem Kleinen, war alles nur ein Traum, oder...los sag schon...

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  7. Ich finde so etwas total schlimm. Vorallem hatte sie schon zwei Kinder und bekommt dann auch noch ein drittes, welches sie einfach zurücklässt. Total unverantwortlich. Wenn ich damit überfordert bin, bekomm ich doch nicht noch mehrere.
    Wie lange der Arme wohl alleine war?

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  8. Da hat der Kleine echt Glück mit dir gehabt! Die Kaugummiblase war zwar ganz schön, aber es wäre wohl schlimmer gewesen, wenn die Kaugummiblase nicht so leicht zu stechen gewesen wäre, sodass der kleine Noah hinter der rosa Brille verschwunden wäre.
    Danke übrigens für deinen Kommentar auf meiner Seite, bin auf jeden Fall davon überzeugt, dass er kommt - dieser Held, meine ich. Ob jetzt in 2009 oder erst 2015. Danke dafür.
    Liebe Grüße,
    Eiskristall

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  9. Da hat der Kleine echt Glück mit dir gehabt! Die Kaugummiblase war zwar ganz schön, aber es wäre wohl schlimmer gewesen, wenn die Kaugummiblase nicht so leicht zu stechen gewesen wäre, sodass der kleine Noah hinter der rosa Brille verschwunden wäre.
    Danke übrigens für deinen Kommentar auf meiner Seite, bin auf jeden Fall davon überzeugt, dass er kommt - dieser Held, meine ich. Ob jetzt in 2009 oder erst 2015. Danke dafür.
    Liebe Grüße,
    Eiskristall

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  10. @kleinod: Ja, es gibt wirklich schlimme Sachen.Viel zu schlimme Sachen. Das zerquetscht mir manchmal echt das Herz. Ich möchte Leute schütteln und anschreien- aber es würde dadurch nicht besser.

    Noah- ist nun in einer Pflegefamilie. Dort geht es ihm sehr viel besser.

    @franz-josef: Ich kann mir vorstellen, dass ihr die ganze Situation zu viel wurde..aber Mitleid habe ich nicht mit ihr. Man lässt seine Kinder nicht zurück. Das macht man einfach nicht.

    @Tapedeck: Ja, zum Glück ist alles gut ausgegangen.

    @Noah: Ja. Zum Glück.

    @Mause:Sowas ist schlimm. Ganz schlimm. Ich werde auch diesen Anblick nie vergessen..aber diese Geschichte ging gut aus. Viele andere Geschichten gehen nicht gut aus..und manchmal ist es direkt neben uns..Ich habe auch immer gedacht, dass so etwas nicht hier passieren kann..und dann ist es direkt neben mir. Jeder sollte die Augen etwas öffen.

    @Kudman: Manchmal muss ich auch Geschichten schreiben..die nicht so süß sind. Die Geschichte ist so passiert. Wie lange der Kleine allein war- weiß ich nicht genau. Der Mutter wurde alles zuviel. Abgehauen ist sie. Die beiden älteren Kinder hat sie zu ihrem Vater gebracht. Da sind sie auch heute noch. Der Kleine ist bislang in einer Pflegefamilie.

    @Yuki: Ich denke ähnlich. Aber manchmal ist das Leben wohl nicht planbar. Ich will die Mutter nicht entschuldigen aber ich manchmal versuche ich zu verstehen.
    Wie lange der Kleine allein war..weiß ich nicht

    @Eiskristall: Manchmal sind rosarote Kaugummiblasen nur einfacher als die böse Realität.

    Er wird kommen. Dein persönlicher Held. Ehrlich gesagt, gab es eine Zeit da habe ich selbst nicht mehr dran geglaubt..und dann war er einfach da. Einfach so. :)

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