4. Dezember 2008

2 Tage

Meine Oma hatte immer Kleider an. Manchmal Röcke. Aber meistens Kleider. Ich fand das immer sehr großartig. Ich habe sie nie in einer Hose gesehen. Das mochte sie nicht. Auch wenn sie recht modern eingestellt war- da war sie altmodisch. Ihre Kleider schillerten in allen Farben. Am liebsten hatte sie aber blaue Kleider. Und ich liebte ihr dunkelrotes Kleid mit kleinen weißen Tupfen. Zu besonderen Anlässen trug sie Schmuck dazu. Kleine Perlenohrringe, eine feine Perlenkette, die goldene Brosche und ein schmales goldenes Armband. Ihre weißen Haare schlängelten sich immer in ordentlichen weichen Wellen über den Kopf. Sie roch nach Parfüm und etwas Haarspray. Ihre Handtasche hatte sie immer dabei und tief am Taschenboden lagen Bonbons. Caramelbonbons. Etwas zu klebrig und etwas zu alt aber dennoch wunderbar süß. Ich freute mich immer darauf. Hüte trug meine Oma auch gern. Manchmal setzte ich sie heimlich auf. Allerdings sah ich damit nie gut aus. Auch nicht erwachsen. Daher blieb ich bei Mützen.
Wenn meine Oma so auf dem Sofa saß, so wie eine feine Dame, dann wollte ich immer so werden wie sie.
Nun sitze ich da. In alten Jeans, schwarzen dicken Socken und alten Turnschuhen, der lila Pullover hat schon bessere Tage gesehen und der dicke Schal schlängelt sich dreimal um meinen Hals. Nun sitze ich da und bin weit entfernt von der schlichten, bodenständigen Eleganz. Aber ich nehme mir fest vor- wenn ich groß bin- also so richtig,richtig groß- dann ja dann werde ich auch so eine feine Dame wie meine Oma.

2 Tage.

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