1. Juni 2006

Vor wenigen Tagen saß ich im Krankenhaus. Ich wartete. Wartend saß ich da. Ich wartete. Wartend betrachtete ich die Leute,die teils leichtfüßig,teils mit Schmerzen an mir vorbei.. hinkten,liefen,eilten,gingen,schlurften,rollten.. wie auch immer. Ich saß nur da,trank einen Kaffee.Neben mir ein Paar,sie hochschwanger,er mit den Nerven am Ende.
Ich denke ein Mann ist durchaus froh und dankbar,dass die Natur ihm den wesentlich bequemeren Part bei der Fortpflanzung zugedacht hat-den des Samenspenders.Von allem anderen-Schwangerschaft,Geburt und Schmerzen- bleibt er verschont.Als Ausgleich hilft er bei der Aufzucht der Jungen,beschafft Nahrung und bemüht sich ein gutes männliches Vorbild abzugeben.
Der verschwitzte Mann neben mir.. schien von dem nichts zu wissen.. er sah hektisch um sich.. atmete mit,ich sah ihm die Schmerzen an. Fast hätte ich ihm zugeflüstert.. Hey,du mußt da nicht mit rein. Es gibt Dinge die sind nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Sonst wären bei jeder Operation immer Freunde und Verwandte des Patienten dabei.Und ich erahne es nur .. eine Geburt ist im Zweifelsfall blutiger und brutaler als eine Blinddarmoperation.
Ich denke das es durchaus ok ist,wenn ein Mann nicht bei der Geburt dabei ist. Er rennt nervös den Flurgang auf und ab.. raucht eine nach der anderen.. und wartet bis seine Frau und sein Baby auf einem weißen Spitzenkissen liegen und bereit sind für das erste Foto.Er kommt dazu, bringt Blumen und Brillianten und nimmt sein in sauberen Windeln gewickeltes Kind in den Arm.Von der Geburt hat er keine Ahnung. Und das ist auch gut so.Was er nicht gesehen hat,hat er nicht gesehen.
Das sage ich dem armen Kerl neben mir aber nicht.Er nahm seine Frau an die Hand und ging mit ihr in den Kreißsaal. "Komm,Liebes ich bin bei dir." Sie nickte dankbar. Und ich dachte mir.. hmmm .. schön.

1 Kommentar:

  1. Liebe Frau Niemand, die Krankenhäuser und Hebammen wissen sehr wohl, wie stark Männer dabei leiden! Warum sonst wird man gefragt "Gehts noch?" und "Sie sind so blaß! Ein Glas Wasser vielleicht?" oder "Sie müssen ganz tapfer sein, so wie ihre Frau!"
    Der Verfasser dieser Zeilen hat alles persönlich erlebt und trotz mancher Unkenrufe überstanden! Sogar die Stationsschwester meinte damals, ich hätte mich sehr gut geschlagen. Aber irgendwie klang es mir doch etwas ironisch ...

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